Zeltweg – Fliegerhorst

Im Zuge der geplanten Neuaufstellung von Luftstreitkräften für das Bundesheer der 1. Republik suchte man in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts auch in der Steiermark nach geeigneten Flächen zur Errichtung von neuen Militärflugplätzen. Diese sollten im Schutz von Alpentälern liegen aber trotzdem genügend Flächen für einen sicheren Flugbetrieb aufweisen. Schlussendlich fiel die Entscheidung für die Plätze auf das Aichfeld bei Zeltweg und Aigen im Ennstal.

1935 begann man mit den Planungen und 1936 mit den Bauarbeiten. Der Fliegerhorst Zeltweg war zur die Aufnahme des gesamten Flugschulbetriebes der Luftstreitkräfte ausgelegt. Bis zum Jahresende 1937 wurden auf dem damals ca. 280 ha umfassenden Flughafengelände folgende Baulichkeiten fertiggestellt:

  • Wachhaus,
  • Wirtschaftsgebäude,
  • 4 Mannschaftsgebäude,
  • 4 Flugzeughallen (I-IV),
  • Treibstofflager,
  • div. Garagen und Nebengebäude sowie eine
  • Rollfläche von ca. 140 ha (keine befestigte Piste).

Ab Dezember 1937 bezogen Einheiten des Schulgeschwaders den Platz, zu einem geregelten Flugbetrieb kam es aber wegen der schlechten Bodenverhältnisse erst ab Ende Jänner 1938.

Nach Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich wurde der Flugplatz Zeltweg am 13. März 1938 vorerst von Einheiten der Schutzpolizei besetzt und erst am 16. März landeten die ersten Maschinen der Luftwaffe. Für die offensive strategische Planung der Luftwaffe waren die Plätze im weitläufigen, freien Gelände im Raum Wien, Linz und Graz wichtiger als die zu Verteidigungszwecken im Schutze der Berge angelegten Plätze Zeltweg und Aigen. Dadurch wurde der Horst nicht in die Reihe der vordringlich auszubauenden Einsatzhäfen aufgenommen. Trotzdem wurden im Frühjahr 1938 die vom Bundesheer begonnenen weiteren 2 Mannschaftsgebäude, das Kommandogebäude mit dem Tower, weitere Garagen, der Bahnanschluss zum Bahnhof Zeltweg und die Befestigung von ca. 5 km Straßen fertiggestellt. Die Luftwaffe errichtete in weiterer Folge eine weitere Flugzeughalle (V), einen großen Holzhangar (Halle VI) sowie die Fliegerwerfthalle (VII). Der Unterkunftsbereich wurde um eine Kantine, Soldatenkino und 2 Sportplätze erweitert.

Belegt war der Horst durch die aus dem österr. Schulgeschwader entstandene „Flugzeugführerschule Zeltweg“, welche im November 1938 geteilt und umstrukturiert wurde. Ein Teil kam nach Klagenfurt-Annabichl und bildete dort den Stamm für die Neuaufstellung der Flugzeugführerschule FFS (A/B) 14 und der Rest verblieb in Zeltweg zur Aufstellung der Flugzeugführerschule FFS (C) 11. Ein Teil der Ausbildung auf den zweimotorigen Maschinen wurde 1940-41 auch am Fliegerhorst Parndorf absolviert, wobei die Maschinen täglich von der Steiermark ins Burgenland und zurück pendelten. Im Rahmen der erweiterten Streckenflugausbildung kamen die Besatzungen mit ihren Maschinen bis an die Ostsee bzw. nach Frankreich.

1942 wurde eine Betonpiste angelegt und die Rollwege sowie die Hallenvorfelder betoniert.

1943 kam das in Frankreich aufgestellte JG 103 zur Ausbildung von Jagdpiloten nach Zeltweg. Ausgestattet war das JG 103 mit französischen Jägern der Type Dewoitine D-520. Aus den Lehrbesatzungen des JG 103 wurde eine Alarmstaffel gebildet, welche bei den Einflügen der alliierten Bomber aus dem Süden zum Einsatz kam. Ab August 1943 führten Maschinen der FFS 11 gemeinsam mit der FFS 14 aus Klagenfurt Aufklärungsflüge entlang der Eisenbahnlinien in der Südsteiermark ( heute Slowenien) zur Beobachtung der dort immer heftiger werdenden Partisanentätigkeit durch.

Am 16. Oktober 1944 wurde der Fliegerhorst zum ersten Mal von der US-Luftwaffe bombardiert und wie bei den weiteren 15 Angriffen auf den Raum Zeltweg, nur leicht beschädigt. Hauptziel waren meistens die Bahnanlagen und Rüstungswerke (H.Göring-Werke) südlich des Platzes.

Zur Jahreswende 1944/45 verlegten infolge des sowjetischen Vormarsches die ungarische Kampffliegerschule und das ungarische Fliegerärztliche Institut auf den Flugplatz Zeltweg. Auch etliche Einsatzverbände kamen in Folge der Rückverlegung auf den Platz und flogen Einsätze gegen die Sowjettruppen. (Siehe Belegungsdaten durch anklicken von Zeltweg auf der Österreichkarte unter „Luftwaffe“). Ende März 1945 wurde ein Großteil der Mannschaften des Fliegerhorstes zu Alarmeinheiten zusammengefasst und zur Verstärkung der Erdkampftruppen ins Semmeringebiet verlegt. Zeltweg war ebenso wie Aigen im Ennstal als Einsatzflugplatz der „Alpenfestung“ vorgesehen. Kurz vor Kriegsende verlegten noch Einheiten der neu aufgestellten Luftwaffendivision „Nordalpen“ auf den Platz. Diese bestanden aus einer Gruppe des JG 300, zwei Aufklärungsstaffeln, einer Nachtjagdstaffel und einer Schlachtgruppe. Wegen Treibstoffmangel kamen die Maschinen jedoch nicht mehr zum Einsatz und wurden gesprengt. Die verbliebenen Mannschaften zogen sich in die Berge der Radstädter Tauern zurück.

Aus Osten kamen die Sowjets und aus Richtung Kärnten näherten sich die Briten der Gegend von Zeltweg. Der Fliegerhorst war in dieser Phase unbewacht und wurde von freigelassenen Kriegsgefangen, aber auch von durchziehenden Truppen und von der Bevölkerung geplündert. Der Vormarsch der Briten verzögerte sich und erst am 11. Mai besetzten die aus dem Raum St. Michael-Leoben vorstoßenden russischen Panzertruppen den Fliegerhorst. Die Einheiten der 27. Armee der 3. Ukrainischen Front verblieben bis Mitte Juli in Zeltweg. Infolge der alliierten Zonenaufteilung verließen die Sowjets die Steiermark und Teile der britischen 46. Infantry-Division und RAF-Einheiten zogen am Fliegerhorst ein. Die 1945 stationierten Einheiten wurden durch das 1. Bataillon des „Middlesex Regiment“ abgelöst und die fliegenden Teile der RAF zogen Anfang 1947 ab. Die RAF beließ nur eine reduzierte Flugplatzbetriebskompanie und einen Tel-Zug in Zeltweg, um den Platz bei Bedarf kurzfristig wieder in Betrieb nehmen zu können. Ab 1951 gaben die Briten einen Teil des Horstgeländes für den Segelflugbetrieb frei. Ende August 1955 wurde der Flugplatz der Republik Österreich übergeben und bis September 1955 zogen die britischen Einheiten ab.

Anfang Oktober 1955 bezogen Infanterieeinheiten des wiedererstandenen Bundesheeres die Kasernen des Fliegerhorstes. Seit der Stationierung von Fliegertruppen aus Langenlebarn im August 1956 dient der Platz Zeltweg wieder den Luftstreitkräften und wurde zur zentralen Ausbildungsstätte für die Fliegertruppe des neuen Bundesheeres ausgebaut.. Gemäß des Traditionserlasses des BMLV von 1967 erhielt der Platz die Bezeichnung „Fliegerhorst Hinterstoisser-Zeltweg“. Neben der Fliegerschule sind derzeit Einheiten des Fliegerregimentes 2, des Fliegerabwehrregimentes 2 und der Fliegerwerft 2 in Zeltweg stationiert.

Mai 2001, Josef B. http://www.geheimprojekte.at/

Quelle:
Dipl. Ing. (FH) Markus Schmitzberger
Kleine Tullnbachg. 6-8/1/6
A – 3430 Tulln
Österreich

Verwendete- u. weiterführende Literatur:

Beer Siegfried, Karner Stefan: Der Krieg aus der Luft – Kärnten und Steiermark 1941 – 1945, Weishaupt Verlag Graz, ISBN 3-900310-38-6

Hainzl Wolfgang: Die Luftstreitkräfte Österreichs 1955 bis heute, Weishaupt Verlag Graz. 3.Aufl. 2000 ISBN 3-7059-0031-5

Pitsch Erwin: Die Fliegerhorste des Bundesheeres – In Krieg und Frieden, BM für Landesverteidigung/Heeresgeschichtliches Museum, Wien 1982

Rauchensteiner Manfried: Der Krieg in Österreich 1945, Österreichischer Bundesverlag, Wien 1984

Tuider Othmar: Die Luftwaffe in Österreich 1938-1945, Militärhistorische Schriftenreihe, Heft 54, Herausg. Heeresgesch. Museum, Militärw. Institut, ÖBV Wien 1985, ISBN 3-215-05908-8

Ulrich Johann: Der Luftkrieg über Österreich 1939 -1945, Militärhistorische Schriftenreihe, Heft 5 / 6, Herausg. Heeresgesch. Museum, Militärw. Institut, ÖBV Wien 1978, ISBN 3-215-01653-2